Dritte Dogma, Kapitel III: Tagebucheintrag des ersten Kaisers

Aus Land von Aran
Wechseln zu: Navigation, Suche
Kaiserwiki.png
Dritte Dogma, Kapitel III: Tagebucheintrag des ersten Kaisers

zurück zu Dogmen


Wir schrieben das Jahr 486. Die Familie Kelvendur, ein junges Adelshaus der Menschen, hatte zu der Zeit meiner Erzählung nach vor wenigen Tagen ihr Oberhaupt verloren. Ein älterer, gutherziger und lebensfroher Mann, mein Vater, Slaron Kelvendur hatte den Tod am Fieber gefunden. Viel Zeit habe ich verbracht in den Glauben zu flüchten. Ich war ganz und gar nur noch der einen Frau in meinem Leben verpflichtet. Die ewig gütige Marissa, sie, sollte mich leiten. So kam es eines morgens, als ich die hintere Türe verließ, um das edle Haus des Gläubigen stete Pilgerstätte zu erreichen. Dort stand sie. Eine junge Frau komplett in Lumpen gekleidet. Ihr Haar von dunklem Braun, ihre Wangen rosig wie kleine Beeren aus dem Walde. Ihre Lippen wie sündhafte Kirschen so rot. In ihren Augen, so tief und ewig rein, dort sah ich Tränen wie glitzernde Juwelen. Den Blick nicht von ihr nehmen könnend, griff ich tölpelhaft und ungefragt nach ihrer Hand. “Schönes Kind, wieso weinst du?” Schweigen, Sie gab mir keinen Ton. “Junge Frau. Sag, wie ist dein Name?” Doch sie schwieg erneut. “Tritt doch herein, sei mein Gast.” So sah ich kein Anzeichen auf widerwillen und führte sie hinein. Vergessen war der Wunsch zur Pilgerstätte zu eilen. Nein, dieses junge Weibe brauchte Zuwendung, Herzlichkeit, Güte. Ich war bereit ihr diese zu geben, wo doch ich nun alles in meinem Leben verloren zu haben schien. Dort, wo Trauer sein sollte, hatte nun Hoffnung seinen Weg erneut in mein Herzen gefunden. Diese Frau hatte mein Herz berührt. Nun kam es, dass dieses schöne Mädchen an meiner Seite blieb. Diese Frau ging nicht von mir. Sie war nicht mehr für mich weg zu sehen. Sie machte mir das größte Geschenk, sie schenkte mir die Hoffnung. Und sie schenkte mir bald schon Liebe. Diese Frau, deren Namen ich mir wünschte nie zu erfahren. Sie war für mich da. Sie gab mir stehts halt, welchen ich schon lange missen musste. Schon bald stieg das Adelshaus Kelvendur auf. Mit meinem neuen Mut und Tatendrang waren wir bald ein akzeptiertes Haus unter den Anderen. Es kam der Tag, an welchem ich erkannte, dass diese Frau, die meine Liebe erhielt, es war, welche mein Kind unterm Herze trug. Und als ich dieses sah, da strich sie mir sanft über die Wange, küsste mir die Stirn und hauchte mir mit einer engelsgleichen Stimme in das meine Ohr. “Liebster, der du bist. Liebster Mann, mein einzig Herz. So nenne ich dir meinen Namen, denn ich gehe fort. Du kamst in deiner schlimmsten Stunde an meine Seite und klagtest mir dein unendlich Leid. So habe ich entschieden bei dir zu stehen. Doch nun muss ich gehen. Das Kind in meinem Leibe wird beschützt werden, dies verspreche ich. Denn ich, die ich dein Herz schon immer besessen habe, will dich immer lieben. So nenne mich Marissa.” Und was mir klar wurde, was mein liebstes Wesen dort zu mir sprach, da ward sie bereits in glänzend Licht verschwunden. Als das Licht, welches mich blendete, verblasste, sah ich ein Kind dort stehen. Meinen Sohn auf Erden, Marritan Kelvendur. Sie hinterließ mir einen Nachfolger. Und da wurde mir klar, was ich lange wohl schon gewusst hatte. Meine Liebste war eine Göttin. Doch trotz dessen sie gegangen war, verließ mich nicht der Mut. Sie war stets an meiner Seite gewesen und würde es stets bleiben.

So kam es, dass alle Adelshäuser gemeinsam zusammentraten, um einen aus ihren Reihen zu wählen, welcher herrschen sollte. So sahen sie, dass die ewig gütige Marissa mich geküsst hatte. Sie sahen, was ich nicht gesehen habe. Ein jeder von ihnen wählte mich zu ihrem Höchsten. So kam es, dass ich im Jahre 504 zum ersten Kaiser gekrönt wurde. Ich ward Kaiser Aratan Kelvendur, der Erste von Aran geworden. Meine Liebste würde stets im Herzen an meiner Seite stehen, stets meine Entscheidungen unterstützen und stets wissen, dass ich ihres Sohnes Vater war. Eines Sohnes, den ich bis zu meinem Lebtag end nur ein Abbild auf der unseren Welt sehen sollte. Eines Sohnes, für den diese wunderbar göttliche Frau ein eigen Reich geschaffen hat. Eine Welt mit Freiheit, für des Burschen fliegenden Herzens. So will ich stets hoffen, dass eines Tages mein Weibe, mein Kind an meinen Seiten zu wissen.

Diese Zeilen waren gefunden in den persönlichen Schriften des Kaisers Aratan Kelvendur, dem Ersten von Aran. Veröffentlicht wurden diese durch seinen Sohn Marritan Kelvendur, "Sohn der Völker" von Aran. So sollen sie als wahr und nichts als die Wahrheit angesehen werden. Huldigt der ewig gütigen Marissa. Huldigt das göttliche Kind. Huldigt dem Kaiser.